Wir sind frei…

…oder nicht!?

Wenn wir andere Menschen fragen, was für sie Freiheit bedeutet, dann werden wir jedes Mal eine andere Antwort erhalten…

Die Definition von Freiheit ist vielschichtig, da es einer der meist diskutierten Begriffe überhaupt ist. Je nach Perspektive, nach (geschichtlichem) Zeitpunkt, Religion und Kultur variiert das Verständnis und der Begriff befindet sich permanent im Wandel. Freiheit ist eine der ältesten Ideen der Menschheitsgeschichte.

 

Bei Wikipedia steht folgende Definition:

Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt in Philosophie, Theologie und Recht der Moderne allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts.

 

Nach dieser Definition (ähnliche findet man im Brockhaus oder im Duden) könnten wir behaupten, dass wir (in Europa) frei sind.

Niemand zwingt uns eine bestimmte Möglichkeit auf.

 

Doch sind wir wirklich frei?

 

Ein Beispiel.

Eltern erlebten die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Es erging ihnen schlecht und sie hatten Sorgen. Sie mussten jeden Pfennig umdrehen, um zu überleben.

Inzwischen geht es ihnen gut. Doch ihre Verhaltensweisen aus dieser Zeit führen sie fort…

Die Kinder dieser Eltern erlebten eine fortdauernde Angst ums Überleben, die Sparsamkeit der Eltern und das „sich nichts gönnen (können)“.
Nun sind diese Kinder erwachsen und führen die Verhaltensweisen ihrer Eltern, also die Sparsamkeit und die Sorge, ebenfalls fort. Sie drehen jeden Cent um, gönnen sich nichts und wirken vielleicht sogar geizig…

Tun sie dies aus freiem Willen?

Nein. Sie tun es aufgrund der Programme, die während ihrer Kindheit in ihrem Unterbewusstsein installiert wurden! Sie können gar nicht anders und es ist ihnen auch gar nicht bewusst, dass es inzwischen auch für sie andere Möglichkeiten gäbe.

 

Ein anderes Beispiel.

In der vierten Klasse müssen die Eltern entscheiden, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Sie haben eine eigene schulische Vorgeschichte. Der Vater war auf dem Gymnasium, die Mutter an der Realschule. Beide sind inzwischen Akademiker. Das soziale Umfeld der Familie ist entsprechend. Sämtliche Freunde des Kindes sollen auf das Gymnasium gehen. Eine subjektive, gesellschaftlich und sozial geprägte Meinung über die Schulformen sitzt fest in den Köpfen der Eltern… Und Zack, wird das Kind am Gymnasium angemeldet.

Entscheiden Sie sich frei und objektiv für diese Schulform?

Nein. Eigentlich soll dies eine objektive Entscheidung sein, die an der Individualität des Kindes ausgerichtet ist. Doch die Eltern sind beeinflusst durch ihre Vorgeschichte und ihre Meinung und treffen dadurch eine sehr subjektive Entscheidung!

Hauptschulen sind Auffangbecken für alle, die nichts leisten können. Realschulen sind für die Durchschnittstypen. Gymnasien sind für die klugen Köpfe und bringen die Elite hervor. Auf Gesamtschulen kann man zwar alles erreichen, aber das Niveau ist doch niemals mit dem eines Gymnasiums zu vergleichen. So die Gedanken der Eltern.

Sie können gar nicht anders, als sich für das Gymnasium zu entscheiden. Da gehen ja alle hin… Die Gesamtschule ist ihnen fremd und früher hatte sie ein geringeres Niveau. Deshalb wird diese Schulform gar nicht erst in Betracht gezogen.

All dies läuft unbewusst in ihnen ab. Sie nehmen weder ihr Kind noch die Vorteile der verschiedenen Schulformen bewusst wahr.

Außerdem spielt Angst immer eine große Rolle. Im ersten Beispiel ist dies offensichtlich…

 

Die Angst hindert uns daran, neue Wege zu gehen.

Aber wovor haben wir Angst? – Immer vor dem Unbekannten!
Menschen, die anders sind als wir, lösen in uns eine Angst aus.
Situationen, in denen wir noch nie waren, lösen in uns eine Angst aus.
Gedanken und Ideen, die uns fremd sind, lösen ebenfalls eine Angst in uns aus.
Wir können den Menschen, die Situation, den Gedanken oder die Idee nicht vorbehaltlos annehmen und uns frei dafür entscheiden.
Daher kommt auch der Spruch: Wissen ist Macht.
Anders gesagt, das Bewusstsein, das Wissen, über sich selbst, ist Macht.
Denn nur, wer bewusst und wissend ist, der hat keine Angst und kann sich frei bewegen sowie die richtigen Entscheidungen für sich treffen.

 

Können wir überhaupt jemals frei sein?

 

Ja. Denn von Natur aus sind wir freie Wesen, die ihr Leben selbst bestimmen können!

Aber frei sind wir erst dann, wenn wir begreifen, warum wir (aktuell) nicht frei sind.

 

Wir werden durch unsere Erlebnisse, durch Erziehung, Schule, Religion, Gesellschaft und Kultur tief in unserem Unterbewusstsein geprägt. Es entstehen Programme, die im Hintergrund laufen, und die dazu führen, dass wir viele Wahlmöglichkeiten gar nicht erst wahrnehmen. Sie sind aus unserer Perspektive so unvorstellbar, dass sie für uns schlicht nicht existieren. Somit sind wir gezwungen, zwischen sehr wenigen Möglichkeiten zu wählen oder uns für eine bestimmte Möglichkeit zu entscheiden. Außerdem können die Programme auch eine Angst in uns verursachen, welche uns lähmt und damit verhindert, dass wir etwas Neues und Unbekanntes probieren.

 

Alles Wahrgenommene wird zusätzlich durch unsere Sichtweisen, unsere Zustände, unseren Glauben, unsere Meinungen und unsere Gewohnheiten, ja sogar durch unsere Ernährung, verzerrt, gefärbt, getrübt.

Manche von uns spüren das und haben das Gefühl, nicht frei zu sein.

 

Die Erkenntnis dessen aber ermöglicht es uns die Programme lahm zu legen, unsere Sichtweise zu erweitern und den Zustand zu wandeln. Bei jeder Entscheidung sollten wir uns daher fragen, warum wir uns für diese Möglichkeit entscheiden wollen, welche Programme, Zustände oder Gewohnheiten dahinterstecken.

Wir müssen Informationen sammeln. Über uns, unsere Perspektive, unseren Zustand, unsere Meinung, unsere Gewohnheiten und unsere Ernährung…

Wenn wir die relevanten Informationen dann durch Anwendung in unserem Leben in echtes Wissen wandeln, erkennen wir nach und nach uns selbst. Wir schalten die alten Programme ab und schreiben neue, wandeln den Zustand, erweitern unsere Sichtweise, brechen aus Gewohnheiten aus und wagen uns in unbekanntes Terrain.

 

Diese Art der Selbsterkenntnis führt dazu, dass wir mehr BEWUSST wahrnehmen und freiere Entscheidungen treffen können. Der Abbau von alten Programmen, die Wandlung von Zuständen, Meinungen und Gewohnheiten ermöglicht es uns, uns auf Dauer zu befreien und wahrhaft frei zu sein.

 

Dabei ist aber eine permanente Reflexion unabdingbar!
Damit meine ich aber nicht nur die Reflexion durch unseren Verstand, denn unsere (bewusst wahrgenommene) Intuition, unser Bauchgefühl, ist hier mindestens ebenso bedeutend. Nur so können wir wirklich frei werden und frei bleiben.

 

Bewusstsein und Selbstreflexion führen uns in die Freiheit.

 

PS: Die Beispiele stammen natürlich aus meinem Erfahrungshorizont, woher sonst, aber sie zeigen nicht unbedingt meine persönliche, sondern eher eine allgemein verbreitete Sichtweise, wie sie in unserer Gesellschaft weithin verbreitet ist.

 

Juni 2018 (geschrieben Januar 2018)

 

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