Nachdem wir es tatsächlich geschafft hatten, in Spanien einzureisen und endlich wieder auf KIRLANA waren, arbeiteten wir uns sofort daran, möglichst bald aufbrechen zu können. Vielleicht würden wir dieses Mal Delfine sehen und einen Fisch fangen…
Beim Segeln spielen Wind und Wetter ja eine enorme Rolle und daher beobachteten wir seit unserer Ankunft die Vorhersagen. In Absprache mit den befreundeten und bekannten Familien von der Haddock, der Wind Pearl und der Naos versuchten wir ein geeignetes Zeitfenster zu finden. Leider war für die kommenden Tage starker Wind vorhergesagt und wir waren unsicher, ob es in der geplanten Bucht sicher sein würde. Doch schließlich wagten wir es und verließen am 02. Juni den Hafen. Die Wind Pearl fuhr vor, wir folgten am Mittag. Naos und Haddock wollten erst einen Tag später kommen, weil dann der Wind besser sein sollte. Uns war jedoch wichtig, endlich los zu kommen…
Aufbruch
Nach unserer Abfahrt machten wir den Wassermacher klar und versuchten uns an das Geschaukel zu gewöhnen. Wir alle merkten, dass wir die Seefestigkeit über den Winter wieder etwas verloren hatten… Von Almerimar bis Cabo de Gata (Genovese) sind es gut 35 SM. Wir hatten etwa 5-10 Knoten gegenan, was die Welle unangenehm machte, aber mit unseren starken Motoren war das kein Problem. Schnell kamen wir der Wind Pearl näher, die eine Stunde zuvor aufgebrochen war. Doch dann sauste plötzlich Angelschnur von der Leine!
Um 15 Uhr hatten wir einen Fisch gefangen! Unseren ersten Fisch auf der KIRLANA!
Nun, eigentlich generell unseren ersten Fisch. Bisher haben wir nur einmal an einem Forellenteich geangelt, damit uns Kirans damaliger Trainer Jörg zeigen konnte, wie man einen Fisch von der Angel bekommt, ihn betäubt, tötet und ausnimmt. Das alles lernt man im Fischereischein nämlich nicht. Unpraktisch, oder!?
Der Fisch
Wir stoppten den Motor (Leerlauf), denn natürlich war die Angel an der Seite ausgebracht, wo der Motor lief. Ursprünglich wollten wir nur Speed rausnehmen, da der Fisch ziemlich stark war, aber letztlich war der Leerlauf gut, da der Fisch gegen Ende auch unter unseren Rumpf schwamm. Glücklicherweise verfing sich die Leine nicht im Propeller und nach etwa 15 Minuten hatten wir den Fisch an Bord. Dazu mussten wir das Gaff (eine Stange mit großem Haken dran) benutzen, denn unser Netz war DEUTLICH zu klein…
Es war ein ca. 80 cm langer Thunfisch, der zwischen 20 und 30 Kilogramm wog! Wahnsinn!!!
Das war ganz was anderes, als die kleinen Forellen mit Jörg! Wir wussten, dass man auf einem Boot den großen Fisch besser mit Alkohol tötet. In weiser Voraussicht hatte ich letzten Sommer spontan eine Flasche reinen Alkohols für diesen Zweck gekauft. Den gossen wir dem armen Thunfisch nun in die Kiemen. Der Fisch blutete bereits durch das Anlanden mit dem Gaff und er zappelte auf unserer Badeplattform herum. Ich versuchte ihn mit einem Messer per Herzstich zu töten. Bei den Forellen war der Erfolg immer durch ausströmendes Blut klar erkennbar gewesen. Der Thunfisch blutete aber sowieso schon und ich war nicht sicher, ob es geklappt hatte. Wir waren SEHR aufgeregt! Inzwischen war nicht nur die Badeplattform voller Blut, sondern auch ich war übersät mit Blutspritzern. Endlich ließen die Zuckungen des Fisches nach und wir waren sicher, dass er tot war. Es tat uns sehr leid. Wir sind sehr tierfreundlich und wollen kein Tier leiden lassen… 🙁
Und jetzt?
Ich wusch unseren schönen Thunfisch etwas ab, denn auf allen Anglerbildern sind die Fische immer sauber. Unser war blutüberströmt… Keine Ahnung, wie die anderen das machen.
Nachdem ich kurz mit dem verdammt schweren Fisch posiert hatte, mussten wir ein passendes Behältnis finden. Der war so groß, dass kein Eimer gepasst hätte. Mir fiel eine Kiste ein, in der wir unsere Luftmatratzen u.ä. aufbewahren. Die wurde schnell herausgekramt und entleert. Sie passte einigermaßen, nur der Schwanz ragte noch heraus. Fix und fertig stellten wir den Fisch erst einmal unter den Tisch im Cockpit.
Fisch ausnehmen
Als wir uns umsahen, stellten wir fest, dass wir auf der Stelle dümpelten, aber kaum vom Kurs abgekommen waren. Nach einer kleinen Reinigung der Plattform und von mir, nahmen wir wieder Fahrt auf. Die Wind Pearl hatte wieder deutlich an Vorsprung gewonnen.
Als wir uns der Bucht näherten, fiel uns ein, dass wir den Fisch ja noch ausnehmen mussten.
Wie bei den Forellen wollte ich den Bauch aufschneiden und die Innereien entfernen. Doch unterhalb der Kiemen war eine Art Knochen. Ich wurde unsicher. Ein Fischerboot näherte sich uns und wir beschlossen, die Fischer zu fragen. Als die uns endlich wahrnahmen, konnten sie uns dennoch nicht helfen. Ich bin nicht sicher, ob sie wegen Corona keinen Kontakt wollten…
Also versuchte ich zu googeln, wie das bei einem Thunfisch geht. Schnell zeigte sich, dass die Profis dem Fisch den Kopf und den Schwanz abschneiden und ihn dann ausnehmen. Durch das Abtrennen des Kopfes, entfernt man auch diesen „Knochen“ und kommt besser durch. So kann der Bauch dann auch aufgedrückt und die Innereien entfernt werden. Es war eine Sauerei, kann ich sagen. Ich war immer noch etwas seekrank und erschöpft von der Tötungsaktion. Aber wir mussten da durch, bevor wir die Bucht erreichten. Ich schaffte es und warf Innereien, Kopf und Schwanz über Bord. Den Schwanz hatte ich übrigen absägen müssen! Das Messer war nicht stark genug…
Ankunft in Cabo de Gata
Nach gut 6 Stunden erreichten wir die Bucht und warfen den Anker auf 3 m Tiefe. Wir ließen 50 m Kette raus, da wir in den kommenden Tagen „Sturm“ mit Windböen bis 40 Knoten erwarteten. Felix von der Wind Pearl war gerade im Wasser und kontrollierte den eigenen Anker. Danach kam er rüber geschwommen und schaute auch nach unserem. Der Anker hatte sich direkt im Sand vergraben. Wir luden Felix, Marina und deren beiden Mädchen direkt zum Thunfischessen ein.
Abendessen: Fisch
Etwa eine Stunde später waren sie bei uns an Bord. Sie hatten Nudelsalat mitgebracht und gemeinsam filetierten Tom und Felix unseren Thunfisch. Eine rohe Kostprobe wurde gemacht. Lecker. Dann brieten wir die Stücke nur mit etwas Salz in Olivenöl an. Wir alle haben noch nie so leckeren Thunfisch gegessen!!!
Es war ein sehr schöner Abend und wir waren alle glücklich, dass wir wieder draußen in einer Bucht liegen konnten. In dieser Nacht schliefen wir wunderbar…
Ausblick
Wir hatten nur wenig vom Thunfisch essen können, da er so groß war. Den Rest legten wir in die elektrische Kühlbox, die wir noch von unserer Kühlschrankaktion im letzten Jahr hatten. Morgen würde es wieder Thunfisch geben…
Vielleicht dann mit der Haddock und der Naos. Allein würden wir das nie schaffen!
Aber wir sind auch erst am Anfang unserer Reise und es bleibt spannend…
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