Wie Corona uns trifft

Seit dem 04. März waren die Kinder und ich wieder an Bord der KIRLANA. Wir hatten uns gerade wieder gut eingelebt und freuten uns auf den beginnenden Frühling in Südspanien. Treffen mit Freunden stand auf der Agenda und vielleicht ein erstes Probesegeln. Doch dann…

Noch wird gelernt.
Noch wird gelernt. Unter Corona nicht mehr…

Corona trifft Spanien!!! 😱

Als wir in Deutschland abfuhren, fanden dort schon die ersten Hamsterkäufe statt. Da unser Haus im Winter fast leer gewesen war, hatte ich glücklicherweise bereits alles wieder aufgestockt. In Spanien war zu dem Zeitpunkt noch nichts von Corona zu sehen und zu hören. Die Yachties sprachen zwar immer mal wieder davon, aber es gab bisher kaum Infizierte in Spanien. Doch dann plötzlich doch und Spanien ging in den totalen Lockdown. Die Kinder konnten den ganzen Hype nicht nachvollziehen, doch innerhalb weniger Tage wurde die in Spanien lebende Bevölkerung dazu gezwungen das Haus oder das Boot nicht mehr zu verlassen. Ich hatte glücklicherweise in den Tagen zuvor die Lebensmittelsortierung an Bord neu gestaltet und in dem Zuge alle Vorräte aufgestockt. Haltbare Lebensmittel müssten nun für mehrere Monate vorhanden sein…

Solana macht Scratch
Scratch, Beschäftigung im Lockdown

Abwarten, dann die Entscheidung

Aufgewühlt und gestresst verfolgten wir die Nachrichten. Ich konnte an kaum etwas anderes denken. Wir waren ja auch immer noch von Tom getrennt. Der hatte für den 8. April einen Flug zu uns gebucht. Doch die Lage verschärfte sich weltweit und Spanien raste an die Spitze der Corona-Pandemie. Nach vielem hin und her buchte ich einen Rückflug nach Deutschland für den 19. März.

Anfangs hofften wir, den Flug verfallen lassen zu können, doch kurz darauf schaute ich nach Möglichkeiten, auf einen früheren Flug umzubuchen. Keine Chance. Unser gebuchter Flug war schon deutlich teuerer als die Flüge, die wir sonst buchten und es war ein kein Direktflug mehr möglich gewesen.

Unser Rückflug ging über Madrid, einen der Corona-Hotspots. Fast stündlich überprüfte ich, ob unser Flug abgesagt wurde. Ständig kam die Info, das hier oder da ein Flug storniert wurde und das Auswärtige Amt holte die ersten Urlauber zurück.
Alles sehr nervenaufreibend.

Catan als Abwechslung im Corona Lockdown
Catan spielen

Umgang mit Corona an Bord

Ich war todunglücklich, aber auch froh. Wir wollten nicht zurück nach Deutschland, aber die medizinische Situation hatte sich in Spanien massiv verschlechtert und Tom war weiterhin von uns getrennt. Er würde aller Voraussicht nach nicht zu uns kommen können und ablegen und in See stechen war sowieso keine Option. Man durfte den Hafen nicht verlassen und auch keinen anderen Hafen anlaufen.

Gelegentlich kamen neue Boote in unseren Hafen, doch sie mussten immer für mehrere Tage innen an der Außenmauer festmachen, weit weg von allen anderen Booten.

Kuscheltiere haben Corona
Die Kuscheltiere an Bord der KIRLANA haben Corona

Währenddessen verarbeiteten die Kinder die Situation, indem sie ihre Kuscheltiergemeinschaft an Corona erkranken ließen. Ein Kuscheltier nach dem anderen infizierte sich und musste auf die Intensivstation.
Es ist immer wieder faszinierend, wie Kinder sich von ihrer Umgebung inspirieren lassen!

Die Segelgemeinschaft in Almerimar war schon immer gut organisiert und nun blieb das Funkgerät dauerhaft eingeschaltet. Normalerweise fand nur um 10 Uhr eine Konferenzschaltung statt. Im Laufe des Lockdowns nutzten die Segler den Kanal auch, um gemeinsame Quizabende zu gestalten.
Bei den kurzen Gängen von Bord ging man sich aus dem Weg und fühlte sich unwohl. Du kennst das sicher…
Eine lange Quarantänezeit lag vor allen Hafenbewohnern.

Mit Masken auf dem Weg zum Flugzeug
Mit Masken auf dem Weg zum Flugzeug

Rückflug nach Deutschland

Unser Flug wurde nicht storniert. Es war stressig und frustrierend, das gerade wieder hergerichtete Boot zurück in den Lagerzustand zu versetzen. Ziemlich spät dran, machten wir uns am Morgen des 19. März auf den Weg zum Flughafen. Eine Tüte voll frischer Lebensmittel stellten wir für die Haddock am Tor zum Trockendock ab. Da wir vor ein paar Jahren mal OP-Masken gekauft hatten, waren auch ein paar davon an Bord. Die nutzten wir nun auf der Reise. Wir hielten uns von Menschen fern, so gut es ging. Doch das war einfach nicht immer möglich. Im Bus zum Flugzeug war es ziemlich eng. Zuerst nahmen wir ein kleines Flugzeug von Malaga nach Madrid.
Das Flugzeug war überhaupt nicht voll. In Madrid mussten wir eine Weile warten. Ich habe selten einen Flughafen so leer gesehen, aber gleichzeitig war es nicht wirklich leer… Dann nahmen wir einen zweiten Flug von Madrid nach Düsseldorf. Diesmal war das Flugzeug nur halb voll. Sie baten alle Passagiere, nur an den Fenstern zu sitzen. Wirklich verrückt! …aber sinnvoll. Ich durfte mit den Kindern sitzen. Bei unserer Ankunft wurden alle Pässe kontrolliert, was innerhalb von Europa normalerweise nicht mehr gemacht wird… Für uns als Deutsche aber kein Problem.

Nach unserer Ankunft haben wir uns direkt für 14 Tage in Quarantäne begeben. Tom hatte alles notwendige eingekauft. Wir waren sehr froh, Tom wiederzusehen und er war froh, uns wieder bei sich zu haben.

Inlineskaten während Corona
Inlineskaten während Corona

Schon wieder in Deutschland…

Seitdem sitzen wir hier in Deutschland fest. Du kennst das. Keine Freunde treffen, keine Familie besuchen, keine Ausflüge ins Schwimmbad oder in den Zoo… Wir versuchen die Zeit als kleine Familie trotzdem zu genießen. Wir gehen viel Spazieren, machen Radtouren, genießen das tolle Wetter, den Garten mit der Schaukel und den aufblasbaren Whirlpool. Wir machten Experimente und Ausflüge in die Natur. Nur Socializing ging nicht…

Geburtstag während Corona
Geburtstag!!!

Kiran bekam neue Inlineskates und Solana passten Kirans kaum getragenen.

Zum Geburtstag bekam Solana ein neues Fahrrad, aber dafür musste sie den besonderen Tag alleine mit uns feiern. Keine Freunde, keine Familie… Das war schon traurig. Wir werden versuchen, im August oder September einen Kindergeburtstag nachzuholen.

Masken nähen wegen Corona
Masken nähen wegen Corona

Ich habe einige Masken genäht, denn die OP-Masken sind recht unangenehm zu tragen und müssen zusammengebunden werden. Als Stoffe habe ich einfach alte T-Shirts und Schlafanzüge oder Reststoffe genutzt. Glücklicherweise fand ich in meinem Nähkasten auch Gummiband, denn in allen Läden war das ausverkauft.

Später habe ich allerdings günstig welche über Ebay-Kleinanzeigen gekauft, da mit das Nähen schlicht zu lange dauerte und ich auch später kein Gummiband kaufen konnte. 🙂

Ausflüge während Corona
Ausflüge während Corona

Schule

Auch beim Selflearning sind wir gut vorangekommen. Wir hatten den regulären Unterrichtsstoff in Deutsch, Mathe und Englisch geschafft. Auch einige sachunterrichtliche Themen bzw. Geschichte und Biologie hatten die Kinder sich erarbeitet. Kurz nach unserer Rückkehr haben wir daher mit den Kindern alle mathematischen Themen ab der dritten Klasse durchgetestet. Wir waren nicht sicher, ob die Schule Lücken hatte entstehen lassen und wollten die Zeit nutzen, mögliche Lücken oder Schwächen aufzuspüren und aufzuarbeiten. Die Phase gefiel den Kindern gar nicht, aber ich muss sagen, dass wir anschließend einen echt guten Überblick hatten. Mit Hilfe dieser Analyse konnten wir in den letzten Wochen viele Schwachstellen bearbeiten und vernichten.

Radtouren während Corona
Radtouren während Corona

Nachdem die deutschen Schulen geschlossen waren, haben aber auch wir einen Gang zurück geschaltet. Die Kinder lernen nicht mehr vorrangig an ihren Schwachstellen sondern erweitern auch ihre Kenntnisse in anderen Bereichen. Wir haben wieder begonnen im Projektstil interessante Themen zu erarbeiten und schulen den Umgang mit digitalen Medien zusätzlich über die Nutzung eines Tipptrainers zum Erlernen des 10-Finger-Systems.

Wie geht es uns mit der Corona-Situation im Sabbatjahr?

Wir sind wirklich bemüht, uns der Situation anzupassen und das Beste aus ihr herauszuholen, aber vor allem mir will das nicht besonders gut gelingen. Es gibt gute Tage und schlechte Tage…

Unsere dreifarbige Katze Shiva
Shiva

An den schlechten Tagen könnte ich regelmäßig in Tränen ausbrechen. Alle Pläne, die wir für das Frühjahr und den Sommer hatten, können wir vergessen. Keine Segelroute mehr über Korsika und Sardinien, vielleicht bis Sizilien. Zum Heulen! Und dann kann ich die freie Zeit in Deutschland nicht einmal richtig nutzen. Keine Ausflüge, kein neues Hobby ausprobieren, keine Freunde und Familienmitglieder treffen, die wir im letzten halben/dreiviertel Jahr schon vermisst haben. 🙁
An den guten Tagen genieße ich die Freiheiten, die wir hier in Deutschland trotz der Krise haben. In Spanien hätten wir wochenlang an Bord festgesessen. Keine Freunde, keine Strand- oder Bootpartys. Das wäre extrem stressig geworden.
Den Kindern und auch Tom geht es ähnlich…

Blumen während Corona

Ausblick

Zusammenfassend hoffen wir, dass unser Plan, Anfang Juni wieder zu starten, funktioniert und wir wenigstens noch zwei schöne Monate an Bord der KIRLANA erleben können.

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Ob unsere Rückkehr nach Spanien klappt und was wir im Mittelmeerraum an Bord während des Corona-Sommers erleben werden, wirst du in einem der nächsten Blog-Artikel lesen können.

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