Den Wind checkend ging es an der Nordküste entlang in Richtung Osten. Eigentlich wollten wir noch nach Menorca rüber fahren, doch letztendlich verschlug es uns nach Alcudia auf Mallorca.
Wie es dazu kam und was wir dort erlebten, erfährst du hier.
Schließlich machten wir uns auf den Weg zur Nord-Ost-Spitze von Mallorca. Obwohl der Wind einigermaßen auf halbwind (= Wind von der Seite) wehen sollte, kam er uns zumeist entgegen. Durch den starken Wind der Tage zuvor und den anhaltenden Ostwind, hatte sich das Meer auf bis zu 3 Meter (?) hohe Wellen aufgepeitscht. Das war besonders für die Kinder und mich sehr anstrengend. Obwohl wir bisher glücklicherweise nie richtig seekrank waren und es gut im Griff haben, so ging es uns bei diesem Schlag (= Segelfahrt) nicht wirklich gut.
Spontan sein ist alles
Ursprünglich hatten wir nach Menorca gewollt, doch das war bei diesem Wind nicht machbar. Ankern in Cala Figuere war auch nicht möglich, da hier der Wind und die Wellen voll hineingingen. Eine kleine Bucht namens Cala Murta war voll, so dass wir schließlich die 43 SM (7 Stunden) bis nach Cala Formentor fuhren. Hier nutzten wir wieder eine Boje und lagen ruhig hinter einer kleinen Insel. Die Bucht selbst ist nett, aber wir waren auch etwas frustriert, dass die Vorhersagen mal wieder nicht stimmten und alle unsere Pläne nicht funktionierten.
Am Vormittag des 08. September bezog Solana die kleine Gästekajüte. Bisher hatten Kiran und Solana eine der großen Kajüten geteilt, doch wir alle hatten das Gefühl, dass ein eigener Rückzugsort allen gut tun würde.
Cala Solana 🙂
In der Wettervorhersage hatten wir gesehen, dass ziemlicher Wind vorhergesagt war und obwohl man ja scheinbar nie darauf vertrauen kann, entschieden wir, vorerst Richtung Alcudia zu fahren. Hier war sowohl im Portbook als auch bei Navily ein sicherer Ankerplatz für den Mistral (starker Wind aus Nord/Nordost) angegeben.
Erst hatten wir hier etwas Gegenwind, dann konnten wir einen Halbwindkurs fahren und schließlich war es windstill. In der Bucht von Pollenca (auch sicher, aber nicht weit weg – lohnt nicht als Schlag) kamen uns Delfine entgegen.
Interessanterweise sehen wir meist nur einzelne Delfine oder ganz kleine Gruppen von 3-4 Tieren. Dabei dachte ich immer, dass sie grundsätzlich in größeren Gruppen leben…
Auf dem Weg nach Alcudia fuhren wir dicht an einer Bucht vorbei, die sich Cala Solana nennt.
Ankunft in Alcudia
Nach 10 SM (3 Stunden) in Alcudia angekommen, ankerten wir in dem angegebenen Bereich süd-westlich vom Hafen. Doch statt des erwarteten Sandes, fanden wir nur Seegras vor. Auf 3,2m Tiefe ankerten wir und fuhren den Anker auch gründlich ein, um gegen den angesagten Sturm vorbereitet zu sein. Vielleicht fragst du dich, warum wir nicht in den Hafen gefahren sind, wo es sicher sicherer gewesen wäre. Doch dort sind die Preise, insbesondere in der Saison, extrem teuer (hier etwa 160€ pro Nacht). Und der Ankerplatz war ja auch als sehr sicher angegeben.
Nach dem Ankern fuhren wir mit den Scootern in die Stadt und hatten ein wunderbares Essen in der Como en Casa, ein Tipp von Tripadvisor. Die Kinder nutzten anschließend ihr Taschengeld, um wieder einmal ein riesiges Trampolin mit Gummibändern zu nutzen.
Die Nacht war bereits etwas windig und wir hatten mit dem Ankeralarm das Gefühl, dass unser Anker verrutscht sei. Nicht schlimm, aber doch so, dass wir gegen 10 Uhr entschieden, neu zu ankern und etwas von den anderen Booten wegzukommen.
Unser Freund Jens, von der iCut, hatte uns per WhatsApp gewarnt, dass er selbst vor Jahren hier in der Bucht mit gelöstem Anker bei einem lokalen Sturm fast in ein anderes Boot geweht worden war…
STURM!
Kaum hatten wir den Anker runtergelassen, fegte ein (lokaler) Sturm über uns hinweg. Mit 30-40 Knoten brauste der Wind uns um die Ohren und wir hatten Sorge, dass der Anker nicht halten würde. Nun, unser Anker hielt, doch der Anker der Franzosen, die neben unserem vorigen Platz gelegen hatten, hielt nicht. Plötzlich wurde deren Boot vom Wind durch die Bucht geschleudert.
Es sauste an genau die Stelle, wo wir nur 10 Minuten zuvor noch gelegen hatten und weiter, in das Boot, das auf unserer anderen Seite gewesen war. Glücklicherweise streifte der Franzose das andere Boot nur leicht am Bug und wurde dann vom Wind weitergetrieben. Kurz bevor der Franzose in einen anderen Katamaran hineinraste, stoppte der Wind von jetzt auf gleich, genau so plötzlich, wie er aufgekommen war. Wir waren voller Adrenalin. Unglaublich, wie viel Glück wir gehabt hatten!
Der Franzose ankerte (an alter Stelle) erneut und wir waren uns sicher, dass unser Anker nun halten würde, da er ja mit 40 Knoten eingefahren worden war.
Wir wurden jedoch eines anderen belehrt. Der vorhergesagte Sturm fegte tatsächlich über unseren Ankerplatz hinweg und hielt sich mehrere Tage. Zu Beginn der Nacht auf die beschriebene Situation, löste sich der Anker erneut. Tom und ich waren bis auf die Unterwäsche durchnässt und mussten uns gegen den Wind hindurch anbrüllen, um miteinander reden zu können. Während Tom die KIRLANA gegen den Wind ansteuerte, holte ich vorne den Anker ein. Der Anker war voller Seegras und einem lehmartigen Sand. Diese Mischung hatte sich so fest in die Ankerkerben (wir haben einen Pfluganker) gesetzt, dass ich sie mit der Hand nicht lösen konnte und in dem Wind mit einem Bootshaken den Anker säubern musste. Erst dann konnte ich den Anker wieder hinunterlassen.
Diese Prozedur wiederholten wir mitten in der Nacht noch einmal.
Wie sollten wir die nächsten Sturmtage mit rutschendem Anker überstehen!
Wir waren froh, als der Morgen kam und der Wind nachließ. Uns beruhigte das Wissen, dass unsere Motoren locker gegen 40 Knoten Wind anfahren können. Tom hatte nicht einmal Vollgas gegeben. Doch wir wussten auch nicht, wie der Sturm sich weiter entwickeln würde und weitere solche Nächte wollten wir nicht erleben.
Tags zuvor war uns aufgefallen, dass viele Boote in der Bucht an Bojen und nicht vor Anker lagen. Auch einige freie Bojen gab es. Kiran und ich machten uns in der Ruhe des Tages mit dem Stand-up-Bord auf eine kleine Reise durch die Bucht. Wir wollten untersuchen, ob es nicht doch echte Sandflecken gäbe, wo wir sicher ankern könnten. Doch alle Flecken, die so aussahen, bestanden aus dem gleichen lehmartigen Sandgemisch, wie das, was im Anker geklebt hatte. Nur ohne das Seegras. Also fuhren wir mit dem Dingi zu einer der freien Bojen. Wir schauten uns die gesamte Vorrichtung (Leinen, Verankerung am Boden…) genau an. Schließlich waren wir sicher, dass die Boje selbst sicher war, aber die Leinen so zerfranst, dass sie nicht nutzbar waren. Mit Tom fuhr ich noch einmal hin und wir überlegten, wie wir trotzdem dort festmachen könnten. Tom verknotete die vorhandenen Leinen unterhalb der zerfransten Stellen, so dass eine sichere Schlaufe entstand.
Nach Rücksprache mit Jens (der für uns mit seiner Erfahrung immer wieder weitergeholfen hat), entschieden wir, die Boje zu nutzen. Beim zweiten Versuch gelang es uns, eine eigene Leine an der Boje zu befestigen.
Der Sturm fegte auch in den folgenden Tagen durch die Bucht und kam immer wieder aus verschiedenen Richtungen. Wir waren sehr froh, dass wir uns für die Boje entschieden hatten. Gerade die Richtungswechsel hätten immer wieder unseren Anker herausgerissen…
Zeit für die Erkundung Alcudias
Wir saßen in Alcudia fest. Es bestand keine Chance nach Menorca zu fahren. Aus dieser Richtung kam ja der Wind. Wir versuchten das Beste daraus zu machen und erkundeten wieder einmal mit unseren Scootern die Umgebung. Die Altstadt von Alcudia ist sehr zu empfehlen. Sie ist umgeben von einer alten Festungsmauer, die man streckenweise begehen kann. Der Besuch in einer Stierkampfarena war ebenfalls sehr interessant. Hier fanden bis vor nicht allzu langer Zeit noch Stierkämpfe statt. Zur Zeit allerdings nicht, da dies politisch nicht gewollt ist, wurde uns gesagt. Auf dem Rückweg zum Boot, entdeckten wir eine Katzenschar und machten dort unser Abendpicknick. Am Wegrand wuchsen Mandelbäume. Ab September scheinen die Mandeln reif zu werden, denn einige Früchte lagen auf dem Boden und andere ließen sich leicht pflücken. Mit einem Stein öffneten wir die Schalen und genossen die frischen Mandeln.
Windsurfen und auf alten Pfaden
Am 14. September lagen wir immer noch vor Alcudia. Der Wind hatte nachgelassen, doch da für Tom die erste Rückreise nach Deutschland anstand, blieben wir noch ein paar Tage. Von Alcudia war der Weg zum Flughafen am Besten…
Direkt am Strand hatten die Kinder und ich daher unsere erste Windsurfstunde. Zwei Stunden zeigte uns Maria, wie das Windsurfen funktioniert. Es machte uns großen Spaß und so liehen wir uns am nächsten Tag erneut Bretter aus und übten das Gelernte. Leider hatten wir wenig Wind und wenn dann in Böen. Nach 1,5 Stunden waren wir erschöpft. Auch Tom hatte ein wenig seine alten Erfahrungen aufgefrischt und bestätigte, dass der Wind nicht besonders gut war und dass die Bretter zu breit zum vernünftigen Lenken waren.
Am frühen Abend machten wir eine weitere Erkundungstour mit den Scootern. Vor etwa fünf Jahren sind wir in Alcudia im Urlaub gewesen. Damals haben wir auch eine Familie kennengelernt, mit denen uns über einige Jahre eine gute Freundschaft verband…
Wir fanden unser altes Hotel wieder und erinnerten uns an den Urlaub von damals.
Auf dem Rückweg gingen wir in ein indisches Lokal. Das Himalaya Curry House war ebenfalls eine Empfehlung von Tripadvisor und es war köstlich! Wir fühlten uns erneut zurückversetzt. Dieses Mal, nur Tom und ich, nach Indien, wo wir 2006 eine Weile verbracht haben.
Wir unterhielten uns nett mit dem Kellner, der eine Zeit lang in Essen gelebt hatte. Klein ist die Welt… Anknüpfungspunkt ist mit Indern übrigens immer Kirans Name, der aus dem Sanskrit (Altindisch) stammt und ein besonderer indischer Name ist.
Abschied von Tom
Schließlich war es soweit. Am 15. September brachten wir Tom in Alcudia zum Bus. Die Kinder waren traurig, dass sie nicht mitfahren würden. Auch Tom und mir fiel der Abschied nicht leicht. Doch es sollte ja auch nur eine Woche sein.
* Ach ja, kleine Randnotiz: Ein Katamaran (gleiches Boot, wie unseres), der in der Nähe von uns in Port de Soller geankert hatte, war bei dem Sturm auf den Strand geschleudert worden. „Totalschaden“. Gut, dass wir nicht dort geblieben waren!
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Weitere Fotos aus unserer Zeit in Alcudia…
Kormorane:
Unser Boot in der Bucht von Alcudia:
Reifenwechsel:
Wie man den Reifen beim eScooter Xiaomi M365 wechseln kann und was man dazu benötigt.
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Wie die Kinder und ich alleine ohne Tom an Bord der KIRLANA klar kamen, kannst du im nächsten Artikel lesen. Es wird auf jeden Fall wieder spannend!
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Text von Oktober 2019
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