Jetzt sind wir doch schon tatsächlich mehr als einen Monat an Bord der KIRLANA. Die Zeit verging wie im Flug und doch kommt es uns schon ewig vor.
Es ist so viel passiert, dass ich wieder mal kaum Zeit hatte, das Erlebte aufzuschreiben.
In diesem Artikel erzähle ich dir von unserem ersten langen Segeltörn.
Im Hafen von Almerimar haben wir sehr viel am Boot gearbeitet. Vieles musste optimiert und einiges repariert werden. Gefühlt hatten wir kaum Zeit für die Kinder. Gut, dass die Mokara die ganze Zeit über neben uns lag und die Kinder einander zum Spielen hatten.
Zwischendurch lag auch die Somewhere in Almerimar. An Bord eine deutsche Familie aus Hamburg. Zwei Mädchen, ein Junge. Solana war glücklich und auch Kiran hatte viel Spaß.
Zu viert sind sie oft stundenlang am Strand gewesen. Mit dabei ein Walkie Talkie. Da kamen manchmal Notrufe wie: „Mama, wir brauchen Geld für Eis!“ Dann sind wir mit dem E-Scooter oder dem Dinghi zum Strand gefahren und haben die Kinder versorgt.
Am 26. Juli wollte die Crew der Somewhere weiter nach Portugal aufbrechen. Doch nach wenigen Stunden liefen sie wieder in Almerimar ein. Der Wind hatte ihnen so kräftig entgegengeweht, dass sie einfach nicht voran kamen. Alle Kinder waren begeistert. So hatten sie noch etwas mehr Zeit zusammen.
Mit demselben Wind hatte uns Jens auf seiner iCut verlassen. Er musste über die Balearen Richtung Sardinien. Wir hoffen, ihn bald wieder zu treffen…
Arbeiten an Bord
Wir ließen eine Gangway installieren und nutzten den Maststuhl, um die Zugleine an der Wante festzumachen. Solana nutzte den Stuhl begeistert als Schaukel. Aufregende Aktion…
Ich lag einige Tage mit Blasenentzündung flach und Solana kämpfte mit der letzten Tollwutimpfung. Hitze und fremde Situation beim spanischen Arzt setzten ihr mächtig zu.
Erste Homeschoolingphasen und Ausflüge zu Strand, Show und Kirmes rundeten unsere Arbeiten am Boot ab. Mittlerweile hatten wir einen Termin in Cartagena vereinbart, um mit dem Travellift herausgenhoben zu werden und die Ruderlager zu wechseln. Dies war die einzige größere Reparatur, die anstehen sollte. Ersatzteile hatte ich schon bestellt und nach Almerimar liefern lassen.
Schließlich hielten wir es nicht mehr aus. Nach gut zwei Wochen wollten wir endlich los. Die Crew der Mokara wollte noch einen Tag auf besseren Wind warten und eine längere Strecke fahren. Wir wollten nicht mehr warten und auch lieber mit einem kurzen Schlag beginnen.
Erster Segeltörn
Gesagt getan, sind wir am Vormittag des 3. August zu unseren ersten Segeltörns in See gestochen. Nach dem Tanken ging es von Almerimar nach San José (33 SM, 6 Stunden). Der Wind stand tatsächlich ungünstig und kam uns die meiste Zeit über entgegen. Es war sehr ungemütlich und uns allen ging es nicht besonders gut. Gleichzeitig haben wir versucht unser Boot in Bereichen kennenzulernen, die man im Hafen nicht testen kann. So haben wir natürlich die Segel gesetzt. Ich war ganz stolz, da ich endlich anfing zu verstehen, was zu tun ist und wie alles zusammenhängt.
Dann wollte ich den Wassermacher in Betrieb nehmen. Frank, der Vorbesitzer, hatte mir im April alles genau erklärt. Ich hatte es auch damals recht gut verstanden, aber ich war sehr unsicher. Im Wassermacher befand sich ein Konservierungsmittel, dass zuerst durch Spülen entfernt werden musste. Also startete ich den Wassermacher und wartete die angegebenen 10 Minuten ab. Immer noch befand sich das Mittel in der Filterkartusche. Ich ließ das Ganze weiterlaufen… Die Katastrophe nahm ihren Lauf. Nach etwa einer Stunde musste ich feststellen, dass zum einen immer noch ein Rest Konservierungsmittel in der Kartusche war und zum anderen, dass ich durch das lange Spülen unseren gesamten Frischwassertank entleert hatte!
Was nun?
Durch den starken Seegang und das Arbeiten unter Deck, ging es mir inzwischen ziemlich übel. (Der Wassermacher befindet sich im Rumpf unter einer Koje.)
Panik brach bei mir aus. Wir schraubten die Kartusche ab, entfernten das Mittel, setzten einen Filter ein, tauschten auch den Carbonfilter und starteten den Wassermacher. Wirr nachdenkend, legte ich einen Schalter um, erkannte im selben Moment, dass das falsch sein musste, doch da war es schon passiert. Durch zu viel Wasserdruck flog ein Schlauch ab und Wasser floss durch diesen in unseren Rumpf. Schnell schloss ich das Seeventil und rief nach Tom. Gemeinsam schlossen wir den Schlauch wieder an. Nun lief der Wassermacher.
Nach einer Weile schaute ich nach und musste erkennen, dass der Carbonfilter undicht war. Wir untersuchten die Situation und erkannten, dass der neue Filter zu hoch für die Kartusche war. Dabei hatte ich eigentlich den richtigen Filter gekauft… Also alten Filter rein. Der wird im aktiven Gebrauch eh nicht verwendet. Nun war alles dicht und bis zur Bucht hatten wir den Wassertank wieder zu einem Viertel gefüllt.
In der Bucht von San José konnten wir gut ankern und uns von den Strapazen erholen.
Das Wasser aus dem Wassermacher ist übrigens sehr weich und lecker. 🙂
Zweiter Segeltörn
Nach einer erholsamen Nacht in San José, ging es am 4. August weiter nach San Pedro (20 SM, 4,5 Stunden). Dieses Mal mit Wind von hinten, so dass wir erstmals Schmetterlingsegeln ausprobieren konnten. (Für Nicht-Segler: Dabei ist das Großsegel auf der einen Seite und das Vorsegel auf der anderen.) Klappte gut.
Entspannt ankerten wir nach mehreren Versuchen vor dem Hippie Strand in San Pedro. (Zu dem Zeitpunkt haben wir den Anker noch jedes Mal nach dem Herunterlassen kräftig eingefahren. Inzwischen lassen wir ihn erst mit viel Kette sacken, bevor wir testen, ob er sitzt.) Es war interessant, die Menschen am Strand zu beobachten. Dort lebt tatsächlich eine Hippie Community in Zelten und Höhlen. Und die meisten sind nackt…
Gegen frühen Abend kam auch die Mokara in der Bucht an. Wir sind schnell rübergschwommen und haben unsere Freunde empfangen. Ein Bier oder Wein, schwimmen, ein Ausflug mit Dinghi und schon war der Tag wieder vorbei.
Dritter Segeltörn
Da wir den Termin in Cartagena vor uns hatten, mussten wir am 5. August direkt wieder aufbrechen. Als Zwischenstopp hatten wir Aguilas bzw. Calabardina angepeilt. Die Mokara startete mit uns gemeinsam, doch schon bald hatten wir sie weit hinter uns gelassen.
Nach einem schönen Segeltörn fanden wir in Calabardina eine Bucht mit vielen Felsen vor. Wir versuchten zu ankern, doch der Schnorchelcheck ergab eindeutig, dass wir hier nicht bleiben könnten. Ein Felsen in der Nähe lag nur etwa 1,5 Meter tiefer als unsere Rümpfe!
Also Anker auf und durch die Bucht fahren. Kein geeigneter Ankerplatz zu finden. Ein Blick in die App Navily zeigte, dass um die Klippen herum eine angenehmere Bucht zu sein schien.
Obwohl wir eigentlich keine Lust mehr hatten, fuhren wir weiter. Cope (41,5 SM, 9,5 Stunden) war eine schöne sandige Ankerbucht. Bald nach unserer Ankunft kam auch die Mokara, die wir inzwischen informiert hatten. Beim Schnorcheln sahen wir Rochen. Sehr aufregend!
Vierter Segeltörn
In Cope war es sehr schön und wir wären gerne länger geblieben. Die Mokara blieb noch bis 14 Uhr dort, doch wir brachen schon früh auf, da der Wind günstig sein sollte. Wir wollten es frühzeitig nach Cartagena schaffen, um die Situation vor Ort für den Travellift zu begutachten. Naja, der Wind war nicht gut. Es war Flaute. 🙁
Nach 33 SM und etwa 7 Stunden kamen wir in Cartagena an. Die Ankunft war spektakulär. Als wir in den Hafen einliefen, hörten wir plötzlich „KIRLANA KIRLANA KIRLANA…“ über Funk. Ich sauste ans Funkgerät und versuchte auf Kanal 9 (Hafen) Kontakt aufzunehmen. Ohne Erfolg. Plötzlich ging mein Handy. Claire von der Mokara rief an, ob wir wüssten, dass wir auf Kanal 16 (Not- und Anrufkanal) gerufen würden. Ich dankte und wechselte schnell wieder zu Kanal 16. Wiederum ohne Erfolg. Dann kam uns ein Motorboot des Hafens entgegen und deutete an, dass wir folgen sollten. Das taten wir und als wir um die Ecke in das Hafenbecken fuhren, erkannten wir, dass das riesige Kreuzfahrtschiff „Britannia“ gerade dabei war aus dem Hafen zu fahren! Wir hätten also beinahe das Kreuzfahrtschiff gerammt!
Die Fahrgäste der „Britannia“ schauten neugierig auf unseren winzigen Katamaran, während wir neugierig zu dem riesigen Schiff aufsahen…
Nun funktionierte auch endlich der Funkkontakt zum Hafen und wir fuhren in die angegebene Richtung. Am Mooringplatz war es sehr eng, doch Tom schaffte es, uns sicher in die Lücke zu navigieren. Beim Festmachen riss dann noch eine Mooringleine aus dem Boden. (Für Nicht-Segler: Mooringleinen sind dicke Taue, die in Hafenbecken verankert sind und die man oben vorne am Boot festmacht, während man rückwärts zum Steg festmacht.)
Cartagena
Nachdem wir einen Platz weitergerückt und festgemacht hatten, fuhren wir mit unseren e-Scootern zum Hafenbüro. Wir checkten ein, bezahlten und checkten direkt wieder aus, da wir am nächsten Morgen direkt in die Werft mussten.
Anschließend fuhren wir in die Stadt. Cartagena ist schön und es tat gut ein wenig herumzulaufen. Wir aßen in dem Restaurant, in dem Tom im Januar bereits mit einem Broker gegessen hatte, nachdem er sich hier in Cartagena eine Prout Escale (Katamaran) angesehen hatte. Das Boot lag hier übrigens immer noch zum Verkauf.
Zurück auf KIRLANA sahen wir die Mokara einlaufen. Drei Plätze weiter legten sie an und wir trafen uns wieder einmal zu Bier und Wein.
Viel zu spät ging es ins Bett. Tom und ich schliefen nicht allzu gut. Wir waren aufgeregt auf den Travellift und die Reparatur der Ruderlager.
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Wie es in Cartagena und den folgenden Segeltörns weiterging, erfährst du in den nächsten Artikeln…
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August 2019
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Toller (und aufregender) Bericht! Ich freue mich auf die nächsten! LG, Nicole
Oh man, ihr nehmt ja auch wirklich alles mit. 😅
Freuen uns schon auf weitere Berichte von euch.
LG von den Boudas!