Wir hatten dieses Mal besser geplant und wollten nach Torre de la Horadada kurz oberhalb des Mar Menor segeln. Ich hatte meinen Stressfaktor besiegt und war entspannt. Tom wollte gerne mal wieder in eine Marina und es sollte recht windig werden. Ins Mar Menor wollten wir nicht unbedingt, da man bei der Ein- und Ausfahrt auf eine Brücke angewiesen ist und weil es dort nach den Stürmen viele Fischleichen durch zerborstene Fischfarmen geben sollte.
Los geht’s!
Also ging es am 10. Oktober weiter an der spanischen Küste entlang. Auf dem Weg zwischen Alicante und Mar Menor liegt nach ca. 11 SM eine kleine Insel namens Isla Tabarca. Wir machten dort einen netten Zwischenstopp. Man muss vor der kleinen Hafeneinfahrt ankern oder auf der anderen Seite der Insel vor dem Strand. Auf den Karten war nicht ganz klar zu erkennen, wo es besser sei und da ich keinen Umweg um die Insel wollte, ankerten wir vor der Hafeneinfahrt. Dort war kein einziges anderes Segelboot. Nur ein paar Fähren oder Ausflugsboote dümpelten dort vor sich hin. Wir waren etwas besorgt, das Boot alleine dort zu lassen, aber wir wollten ja auch nicht lange bleiben.
Mit dem Dinghi ging es in den Hafen. Dort gab es keine wirklichen Anlegestellen, nur eine große für die Fähren. Die scheinen dort reinzufahren, Passagiere abzusetzen, draußen zu warten und für die Abholung wieder reinzukommen. Wir fanden eine Lücke zwischen kleinen Booten an der hohen Kaimauer und kletterten über den Ring in der Wand hinauf. Die Insel war wunderschön grün! Viele Schmetterlinge flogen dort herum und die Sonne schien. Der Ausflug war hatte sich gelohnt.
Nach nur einer Stunde ging es weiter. Der Einstieg ins Dinghi war genauso abenteuerlich wie der Ausstieg, aber klappte problemlos. Bei 10-20 Knoten achterlichem Wind ging es die 24 SM bis nach Torre de la Horadada weiter. Ich hatte dort bereits angerufen und gefragt, ob etwas für uns frei ist. Es war wenig Wind und daher etwas nervig voranzukommen. Tom nutzte die Zeit und baute uns einen Bullenstander. Im Grunde eine Leine, an deren einem Ende ein Karabiner mit einem Palsteg befestigt wird. Den hakt man am Baum ein und belegt mit dem freien Ende eine Mittelklampe. So ist der Baum fixiert und kann bei Raumwindkurs (= Wind von hinten) nicht plötzlich zur anderen Seite umschlagen. Hätte ich gewusst, was genau ein Bullenstander ist und dass das so simpel ist, hätten wir das schon längst genutzt!
Torre de la Horadada
Bei einsetzender Dunkelheit liefen wir in Torre de la Horadada ein. Die Einfahrt ist sehr flach und unsere Sensoren schlugen zeitweise Alarm. Aber wir wussten, dass es passt und fuhren sehr vorsichtig und konzentriert in der Mitte der Einfahrt ein. Es gibt in diesem winzigen Hafen genau zwei Plätze, an denen ein Katamaran oder Boot unserer Größe anlegen kann. Zum ersten Mal auf unserer Reise waren wir das größte Boot weit und breit! 😀
Torre de la Horadada ist ein touristisches Örtchen, aber auch ganz süß. Es gibt eine super leckere Eisdiele und einige gute aber auch günstige Restaurants. Wir wollten vorerst eine Nacht bleiben. Doch schnell entschieden wir, etwas länger zu bleiben. Am Eingang zum Hafen hatten die Kinder eine Katzenschutzzone entdeckt. Dort gab es auch einen kleinen rot-weißen Kater, den wir kurzerhand Gato (span. für Katze) nannten. Solana hatte Katzenfutter an Bord und fütterte Gato damit. Beide Kinder lieben Tiere und Solana war vollkommen in Gato vernarrt. Kiran auch, aber Solana brach jedes Mal, wenn wir über unsere Weiterfahrt sprachen, in Tränen aus.
Hafentage
So blieben wir einige Tage. Die Kinder gingen oft alleine zu Gato und gemeinsam gingen wir auch zum Strand. Die Wellen waren hoch und es tat gut im Hafen zu liegen. Homeschooling ist im Hafen deutlich einfacher… Kiran sammelte wieder mal alle möglichen Hafentiere in Eimern und anderen Gefäßen. Er liebt Krabben.
Wiedersehen mit Jens
Am 11. Oktober kündigte Jens an, dass er am 12. Oktober zu uns kommen könnte. Er hatte inzwischen auch Mallorca verlassen und eilte uns hinterher. Somit blieben wir weitere zwei Nächte in Torre de la Horadada. Wir gingen gemeinsam Essen und reparierten unseren Baum. Wir hatten hier entdeckt, dass die Schraube, die den Baum am Mast fixiert, sich gelöst hatte. Jens hatte natürlich Ersatz parat und so tauschten wir zu dritt die Schraube aus. Jens hielt den Baum zusammen mit dem Großfall, Tom und ich wechselten gemeinsam die Schraube. Ich finde immer wieder erstaunlich wie oft wir Beinahe-Katastrophen entdecken und ihnen quasi so gerade eben entgehen! Wenn die Schraube unter Segel herausgeflogen wäre…
Wir müssen langsam weiter
Am 13. Oktober rief ich im Hafen von Almeria an. Wir wollten dort 14. Oktober anlegen, da an diesem Tag wieder ein Sturm beginnen sollte. Mir wurde gesagt, es sei aktuell was frei, aber sie könnten nicht reservieren und ich sollte doch ein paar Stunden vorher noch mal anrufen. Ok, das ist dann mitten in der Nacht, aber wird schon passen…
Solana war todunglücklich, dass wir Gato, den kleinen Kater, zurücklassen mussten. Sie weinte und klagte auch noch Wochen später über diesen Verlust.
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Im nächsten Blog geht es abenteuerlich weiter am spanischen Festland entlang.
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Text von Dezember 2019
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