Nachdem ich eine Woche als Einhandseglerin mit Kindern alleine ohne Tom unterwegs gewesen war, ging es nun wieder als vollständige Familie weiter. Wir hatten uns schon vor Jahren vorgenommen, Mallorca irgendwann einmal vollständig mit einem Boot zu umrunden. Wir machten uns somit auf den Weg vom Osten in den Süden Mallorcas.
Warten auf Jens
Am Abend von Toms Rückkehr entschieden wir, noch einen Tag länger in Porto Colom zu bleiben. Jens von der iCut hatte sich gemeldet und gefragt, wo wir sind. Er wollte versuchen zu uns nach Mallorca zu kommen. Das wollte er am 23. September schaffen. Also blieben wir.
(Zur Erinnerung: Wir haben Jens telefonisch schon im Laufe von 2018 kennengelernt. Es gibt eine gemeinsame Bekannte, die den Kontakt herstellte, als sie merkte, dass beide nach einem Katamaran suchen. Im Januar 2019 hatten wir Jens dann auf dem Blauwasserseminar im Rahmen der boot in Düsseldorf richtig kennengelernt. Wir hatte intensiven Kontakt gehalten und uns gegenseitig bei der Bootssuche beraten und unterstützt. Als Jens dann sein Boot in Gibraltar gekauft hatte, war er passend zu unserem Beginn nach Almerimar gekommen. Leider musste er dann schon bald weiter nach Sardinien, da er hier Gäste an Bord erwartet hatte. Nun war er also wieder auf dem Weg nach Westen…)
Während wir auf seine Ankunft warteten, unterzog ich die Motoren einem gründlicheren Check. Ich überprüfte den Motorraum, in dem ein wenig Wasser stand, die Keilriemen, beide Ölstände und reinigte die Wasserfilter. Alles in Ordnung.
Jens legte an einer Boje vor uns an und gemeinsam verbrachten wir einen schönen Abend, mit Austausch und gegenseitigen Beratungen. Wir vereinbarten auch, am nächsten Morgen gemeinsam in das Naturschutzreservat Cabrera zu fahren. Dies sind Inseln vor der Südostküste Mallorcas. Obwohl Jens schon oft auf Mallorca und den Balearen segeln war, so war er noch nie dort gewesen. Wir freuten uns, mit ihm gemeinsam etwas zu erleben.
Auf zum Naturreservat Cabrera
Am Dienstag, den 24. September, machten wir uns zeitig auf den Weg nach Cabrera (23 SM). Der Wind war nicht optimal, was wir wussten, aber in den Tagen darauf sollte es schlechter werden und Jens hatte auch ab Donnerstag Termine in S’Arenal. So fuhren wir unter Motor gegen etwa 15 Knoten Wind an. Unser erstes Ziel war eine große Bucht im Osten, Cala Es Borri, der Hauptinsel. Dort wollten wir eine kostenlose Tagesboje nutzen und etwas schwimmen oder schnorcheln. Für die Nacht hatten wir in der nördlichen Bucht eine Boje gebucht (knapp 18 Euro).
Als wir in der Bucht ankamen, war dort wenig los und wir nahmen zwei Bojen nahe am Strand. Die Kinder, Tom und ich sprangen mit Schnorchelausrüstung ins Wasser und schwammen zum Strand. Leider mussten wir wieder einmal etlichen Leuchtquallen ausweichen… Jens ruhte sich währenddessen auf seinem Boot aus. Er war schließlich in den letzten Tagen viele Meilen alleine gefahren.
Das Kleingedruckte
Am Strand angekommen, mussten wir feststellen, dass er voller Müll war. Eigentlich hatten wir einen schönen Naturstrand erwartet. Wir diskutierten gerade, ob wir Müll einsammeln und mit an Bord nehmen sollten, als ein Motorboot in die Bucht kam und uns anhupte. Es waren Wächter des Nationalparks und wir sollten zu ihnen kommen. Tom und Kiran waren schnell im Wasser und schwammen zu dem Boot. Solana und ich brauchten mit den Flossen etwas länger und schwammen direkt zu unserer KIRLANA. Die Wächter erklärten uns, man dürfe die Inseln nicht betreten, außer von der Hauptbucht (mit den Nachtbojen) aus. Das hätten wir doch in unserer Buchung lesen können. Natürlich hatte ich mir das Kleingedruckte nicht genau durchgelesen, aber ich hatte in unserem Portbook gecheckt, was erlaubt ist und was nicht. Und dort stand, man dürfe nicht ankern oder „anlanden“. Wir hatten es so verstanden, dass man nicht mit dem Dinghi an den Strand darf…
Jedenfalls schrieb der Wächter einen Bericht von ca. einer Din A 4 Seite und erklärte, dass wir von deren Büro eine Nachricht per Mail bekommen würden, in der auch stände, wie viel Strafe wir zu zahlen hätten. Später las ich mir das Kleingedruckte noch einmal genau durch und auch dort stand nichts davon, dass man nicht zum Strand schwimmen darf. Wir gehen davon aus, dass wir also keine Strafe bekommen werden. (Bis heute, Ende November, habe ich keine Mail bekommen.) Und wenn, dann würde ich dazu Stellung nehmen…
Hauptbucht Cabrera
Nach diesem Schreck, der uns unseren gesamten Aufenthalt etwas vermieste, machten wir uns auf den Weg in die Hauptbucht (5 SM). Dort gab es ebenfalls Tagesbojen, bevor wir ab 18 Uhr die Nachtboje nehmen könnten. Auf dieser Strecke konnten wir teilweise am Wind bei bis zu 21 Knoten segeln und erneut kreuzen üben. Wir erreichten die Bucht zuerst und machten wieder einmal umständlich an der Tagesboje fest. Dann kam Jens an und wir beobachteten, wie er alleine an die Boje heranfuhr und festmachte. Es ist immer wieder faszinierend, ihn zu beobachten und von ihm zu lernen!
Jens blieb wieder an Bord. Er war immer noch ziemlich erschöpft. Wir hingegen fuhren mit dem Dinghi an den Anlegesteg und wanderten über die Insel. Ein Weg führte hinauf zu einer Burgruine. Um nach oben zu gelangen, mussten wir eine enge Wendeltreppe ohne Fenster oder Licht hinaufsteigen. Von Oben hatten wir einen fantastischen Ausblick!
Um 19 Uhr wechselten wir die Boje. Kiran und Solana fuhren mit Jens mit. Dann fuhren wir mit dem Dinghi wieder zum Anlegesteg, um bei einem Bier und ein paar Tapas den Tag ausklingen zu lassen. Nur die Mücken waren nervig.
Ausflüge auf Cabrera
Da Jens am Abend des 25. September in S’Arenal sein wollte, fuhr er am Morgen bereits ab.
Wir blieben noch auf der Insel und besuchten verschiedene Sehenswürdigkeiten. Besonders beeindruckend waren die Überreste der Gefangenenbaracken, die aus der Zeit Napoleons stammen. Im Krieg hatte Spanien ein paar Kriegsgefangenen gemacht und wollte sie bei Napoleon eintauschen. Der aber war wohl sauer, dass sie den Krieg verloren hatten und wollte die ca. 5.000 Soldaten nicht zurücknehmen. Daraufhin brachten die Spanier sie von Mallorca aus auf die Cabrera Inseln, wo sie schlecht versorgt wurden und die meisten von ihnen im Laufe der Gefangenschaft starben. Kiran war so fasziniert von dieser Geschichte, dass er inzwischen sicher weit mehr über Napoleon weiß, als andere Kinder in seinem Alter.
Auf unserem Weg über die Insel fanden wir überall Schilder, die klar stellten, wo man laufen dürfte und wo es verboten war. Natürlich sollen die Inseln und ihre Natur geschützt werden, aber irgendwie war es so auch nicht wirklich entspannend…
Als es Zeit wurde aufzubrechen, schnorchelten Kiran und ich zum Boot zurück, während Tom und Solana das Dinghi nahmen. Auch die Unterwasserwelt war nicht so faszinierend wie erwartet, aber unterwegs fanden wir immer wieder Informationstafeln unter Wasser, die uns zeigten, was man hier entdecken könnte. Das war schon irgendwie cool… Leider hatte ich die Go-Pro (Unterwasserkamera) nicht mit.
Aufbruch zurück nach Mallorca
Gegen Mittag verließen wir die Hauptbucht und machten noch einen Abstecher in die Blaue Grotte. Tom blieb zuerst an Bord und hielt KIRLANA in Position, während die Kinder und ich mit dem Dinghi in die Grotte hineinfuhren. Anschließend blieb ich an Bord und Tom fuhr noch einmal mit den Kindern hinein.
Dann ging es Richtung mallorcinisches Festland. Bei 4-12 Knoten Wind bei wechselndem Halbwindkurs segelten wir die 14 SM nach Es Trenc. Dort ankerten wir auf Sand bei 3,2m Tiefe. Der Strand erinnerte an das türkise Wasser auf Formentera. Leider war es aber windig mit viel Schwell, so dass ein Anlanden mit Dinghi nicht ratsam war.
Die weltbeste Straußenfarm ist auf Mallorca
Den 26. September verbrachten wir in der Bucht. Tom arbeitete an Bord, während ich mit den Kindern einen Ausflug machte. Tom brachte uns und die Scooter mit dem Dinghi an den Strand. Von dort aus wollten wir die 6,5km bis zur Straußenfarm Artestruz fahren. (Artestruz ist übrigens das spanische Wort für Strauß.) Die Strecke war spannend. Erst ging es irgendwelche schlecht ausgebauten Feldwege entlang, dann mussten wir die Scooter über einen Stacheldrahtzaun heben. Die Kinder waren über das Tor geklettert. Die Straßen wurden immer verkehrsfähiger, aber auf gefährlicher für uns auf den Scootern. Es gab keinen Fuß- oder Radweg und nicht mal einen Seitenstreifen.
Kleine Panne
Aber alles ging gut, bis wir nur 5 Minuten von der Farm entfernt waren. Plötzlich ruckelte mein Scooter komisch. Solana und ich hielten an und stellten fest, dass der hintere Reifen (mal wieder) platt war. Kiran hatte den Scooter mit dem Hartgummireifen. Ich überlegte kurz. Dann tauschten wir die Roller und Kiran fuhr als Leichtgewicht mit dem platten Reifen weiter. Es hätte keinen Sinn gemacht umzukehren. Gerade passend zum Führungsbeginn erreichten wir die Farm. Ich kümmerte mich nicht weiter um den Scooter. Das würde ich nach der Führung machen. Ein Blick in mein Portemonnaie zeigte, dass ich fast kein Geld mehr hatte. Damit hatte ich nicht gerechnet! Glücklicherweise konnte ich den Eintritt mit Karte bezahlen, so dass genug Geld für ein Taxi übrigbleiben würde.
Die Farm
Wir bekamen Körner in einer Schüssel und Handschuhe sowie Holzlöffel zum Füttern der Strauße.
Der Guide erklärte super auf Englisch und sprach auch recht gut Deutsch. Wir lernten unendlich viel über diese faszinierenden Tiere und konnten sowohl kleine (2,5 Monate alte) als auch erwachsene Strauße füttern und streicheln. Im Anschluss an die Führung durfte man noch im Kindergarten-Gehege bleiben oder die großen weiter füttern. Es gab auch ein kleines Cafe und einen Shop, wo es Straußenfedern, -eier und viele andere Artikel rund ums Thema zu kaufen gab.
Wie kommen wir zurück zum Strand?
Nun war es Zeit, dass ich mich um den Rückweg kümmerte. Mein Spanisch ist zwar in der letzten Zeit besser geworden, aber telefonisch ein Taxi bestellen wäre sicher schwierig. Also bat ich den Guide, der gleichzeitig der Sohn der Besitzer ist, um Hilfe. Er rief bei drei verschiedenen Taxiunternehmen für mich an. Nur einer wollte überhaupt die Fahrt machen, käme aber erst in einer Stunde. Kurzentschlossen fuhr uns der Straußenfarmer selbst zurück zum Strand von Es Trenc. Super nett!
Tom holte uns am Strand wieder mit dem Dinghi ab.
Kiran’s Zusammenfassung (folgt noch)
Zusammenfassend kann ich die Straußenfarm Artestruz auf Mallorca jedem nur empfehlen!!!
Am späten Nachmittag gingen wir noch einmal am Strand schwimmen.
Essen gab es an Bord.
+++
Im nächsten Artikel kannst du lesen, wie wir Besuch bekommen und wie wir unsere Rundreise um Mallorca beenden.
+++
Text von November 2019
Follow us:
Ein Gedanke zu „Vom Osten in den Süden Mallorcas“